Frank Hauptvogel

 

Der ANGESTELLTE

für Frank Hauptvogel

In der mitteldeutschen Tiefebene lebte Herr Harlekin, bestellt
Zur Verschönerung der etwas düster geratenen Landschaft, und
wurde von Jahr zu Jahr älter, zuletzt gar von Monat zu Monat,
Woche zu Woche. Eines Tages sah Herr Harlekin im Gesicht
des eigentlich höchst beredten, oftmals vorlauten Neffen ein
stummes Entsetzen, und er fragte, was denn sei, und nun
erst bekam der Neffe seine Sprache wieder und winselte vom
Leibhaftigen. Was denn für ein Leibhaftiger, wollte Herr Harlekin
wissen, und der Neffe, noch immer erschrocken, nannte den Tod
als solchen, und Herr Harlekin erhob sich und ging zum Spiegel
im Korridor und sah, dass ihm das Fleisch vom Kopfe gefallen
war, auch die Haut, dass sein Gesicht nur noch Gebein war,
und nun blieb auch er sprachlos. Mein Gott, murmelte er
endlich, und sagte, er wolle aber nicht der Sensenmann
für andere sein, höchstens für sich selbst, doch der Neffe, der
schon sicher dabei war, vorlaut zu werden, fragte, ob er das
beschwören könne. Herr Harlekin oder Herr Tod, was soll
ich sagen?
Da wusste der Mann auch nicht, wer er ist, in dieser Zeit,
und er schwieg.

16.08.13

Manfred Jendryschik